Bibeltext
Hebräer 13,12-14
Jesus hat, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Gedanken zum Text
Ob in der Schule, auf der Arbeit oder in der Gesellschaft – überall in unserer Welt gibt es Insider und Outsider. Ein Insider, das ist jemand, der angesehen ist und bewundert wird. Er oder sie steht immer im Mittelpunkt. Was er sagt, wird beachtet. Insider, das sind starke Menschen, sie haben etwas erreicht im Leben, sie sind erfolgreich und mächtig.
Outsider das sind Schwachen und Armen oder einfach die, die sich nicht so gut selbst darstellen können – die stehen außen vor, am Rand der Gesellschaft, die schaut keiner an und denen folgt keiner.
Gerade in der jetzigen Krise merke ich, dass es Insider und Outsider gibt. Die einen bleiben über Telefon und Internet mit anderen verbunden bleiben. Sie werden angerufen und gefragt. Ihr Wort wird gehört. Die anderen fühlen sich jetzt noch einsamer als sonst. Sie sitzen allein in ihrer Wohnung. Niemand denkt an sie, niemand ruft sie an.
Doch wie ist das bei Gott? Gibt es da auch Angesehene und Nicht-Angesehene, Insider und Outsider?
Der Text aus dem Hebräerbrief hat darauf eine interessante Antwort. Er blickt auf das Kreuz. Dort hängt Jesus, draußen vor den Toren der Stadt. Allein und verlassen, außen vor von den wichtigen Orten der Weltgeschichte.
Innen, im Zentrum der Stadt und der Geschichte, sind die, die ihn ans Kreuz schlagen ließen: Pilatus, der mächtige römische Stadthalter, der ihn verurteile. Und die Priester, die im Zentrum der Stadt ihren Gottesdienst feierten und auf Jesu Tod drangen. Die Starken und Mächtigen schreiben die Geschichte. Jesus ist darin nur eine Randnotiz. Ein Mann, der ihnen im Weg war und deshalb sterben musste.
Doch Gott schreibt seine Geschichte anders. Er weckt Jesus von den Toten auf. Er bekennt sich zu ihm. Gott sagt: Das ist mein Sohn. Den sollt ihr hören. Und dadurch dreht sich die ganze Geschichte.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen jetzt nicht mehr Pilatus, nicht mehr die Priester und ihr prächtiger Tempel, sondern Jesus, der Gekreuzigte und Verspottete, der Einsame und Verlassene.
Und das zeigt mir: Bei Gott gilt nicht Macht und Gewalt. Gottes Stärke zeigt sich anders als die Stärke dieser Welt. Gottes Stärke zeigt sich in seiner Liebe, die nicht ihren Vorteil sucht, sondern die sich in den Tod dahingibt. Gott ist gerade bei den Einsamen und Verlassenen. Er sieht die, die niemand mehr sieht. Und er schenkt uns allen eine neue, ewige Heimat. Eine Heimat, die allen offen steht, den Starken und den Schwachen, den Armen und den Reichen, den Kranken und Gesunden.
So mag alle Welt weiter die Starken und Erfolgreichen bewundern. Sie mag die Starken und Erfolgreichen verehren. Ich aber will Jesus loben, den Schwachen und Gescheiterten, der am Kreuz starb, draußen vor der Stadt. Ihn lobe ich und hoffe darauf, dass sich in seiner Schwäche wahre Stärke zeigt und in seinem Tod das wahre Leben.
Amen.
Gebet
Herr, unser Gott,
Du bist denen nahe, die alleine sind und in dieser Welt außen vor stehen. Wir bitten dich für alle, die jetzt alleine in Quarantäne sitzen und die sich allein und verlassen fühlen. Sei du ihnen nahe.
Wir bitten dich auch für alle, die am Corona-Virus erkrankt sind und für alle, die sich vor ihm fürchten. Schenke den Kranken Heilung und den Ängstlichen Vertrauen. Lass nicht die Furcht überhandnehmen und hilf uns, mit Besonnenheit das zu tun, was nötig ist. Du, Gott, wirst uns bewahren, auch durch diese Krise hindurch.
Amen.
Vikar Stefan Hinsel – Email: hinsel@kirche-hawi.de – Telefon: 02302 9830330