Da dieser Zustand auf die Dauer und angesichts des erwarteten weiteren Wachstums der Gemeindegliederzahl unbefriedigend war, wurde in der Erections-Urkunde vom 24./31. August 1868 durch das Königliche Consistorium in Münster und die Königliche Regierung in Arnsberg verordnet:

„§. 1. Es wird eine neue evangelische Kirchengemeinde lutherischen Bekenntnisses unter dem Namen Annen-Wullen constituirt, welche der Diöcese Bochum zugewiesen ist, und aus den evangelischen Eingesessenen der politischen Gemeinde Annen-Wullen, nämlich der Ortschaften Annen-Wullen und Ardey, sowie der ferneren Ortschaften, resp. Districte Armenberg, Wartenberg und Langenstraße bei Gederbach, besteht.

§. 2. Durch diese Constituirung wird das bisherige Parochial-Verhältniß der evangelischen Eingesessenen in den vorstehend unter §. 1 namhaft gemachten Ortschaften und resp. Districten zu den beiden evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Lütgendortmund und Ende aufgehoben, und treten dieselben fortan in die gesetzlichen Rechte und Pflichten einer selbstständigen Kirchengemeinde. …

§. 4. Bis dahin, daß eine neue Kirche erbaut worden, wird der Gottesdienst in dem bisherigen Locale zu Annen abgehalten.“

Die neue Gemeinde, die von Lütgendortmund ein einmaliges Kapital von 4.000 Talern = 12.000 Mark erhielt, hatte einen schweren Start. Zwar konnte das aus 40 „Repräsentanten“ gebildete Presbyterium mit dem 28jährigen Wittener Heinrich Gustav Gerling schon bald den ersten Pfarrer wählen, der am 21. Mai 1869 in einem Zelt im Hof des Kötters H. Koch in den Erlen vom Präses der Westfälischen Provinzial-Synode P. Dr. Albert aus Gevelsberg in sein Amt eingeführt wurde. Doch der neue Pfarrer konnte nach seiner Antrittspredigt nur noch an zwei Sonntagen Gottesdienst halten, drei Kinder taufen, zwei Kinder beerdigen und ein Brautpaar trauen – am dritten Sonntag nach seiner Einführung starb er nach kurzem Leiden an einer Lungenentzündung. Der Anfang der Gemeinde war aber auch deshalb schwer, weil sie weder Kirche noch Gemeindehaus hatte. Für das Gemeindeleben standen nur Schulräume zur Verfügung und gelegentlich ein Zelt.

Ein neuer Pfarrer wurde erstaunlich schnell gefunden in Christoph Friedrich Herrmann Cremer aus Brakel, dem 26jährigen Freund und Studiengenossen des Verstorbenen. Schon am 26. August 1869 wurde er im Preins Hölzchen unter freiem Himmel in sein Amt eingeführt. Zwar stand auch ihm nur eine kurze Amtszeit bevor, doch „ihm war es vergönnt, die junge Gemeinde zur Erweiterung ihres Schulwesens, zur Vollendung ihres Pfarrhauses und ihrer Kirche zu helfen“, wie ein Chronist urteilt.