Am Mittwoch, 26. August 1874, wurde die Kirche eingeweiht. Als besondere Gäste nahmen an der Feier teil: Generalsuperintendent Wiesmann aus Münster, der Assessor der Provinzial-Synode Superintendent Polscher, Superintendent Rosenbaum, der Vikar der katholischen Annener Gemeinde Kaplan Rubarth und der Pastor der evangelischen Nachbargemeinde Rüdinghausen.

Pfarrer Cremer war mit seiner Familie am 1. Mai 1874 in das Pfarrhaus eingezogen. Nur wenige Monate konnte er in der neuerbauten Kirche Gottesdienst halten, dann wurde er krank. Am 1. Januar 1876 starb er. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Wilhelm Ludwig Schamberg; er war von April 1877 bis Sommer 1882 in Annen und wechselte dann in eine Remscheider Gemeinde.

Mit dem Jahre 1882 begann für Annen eine Periode, in der die Pfarrer über viele Jahre hinweg in der Gemeinde wirken konnten. Das immer größere Wachstum der Gemeinde machte es 1891 erforderlich, einen zweiten Pfarrer anzustellen. Nach dessen Dienstantritt kam es zu einer ersten Aufteilung der Gemeinde in einen nördlichen und einen südlichen Bezirk.

Der zweite Pfarrer wohnte zunächst in der Gemeinde zur Miete, bis ein weiteres Pfarrhaus im Jahre 1900 erbaut war und am 1. August 1901 bezogen wurde (In den Höfen 9, 1977 verkauft).

Bereits 1886 hatten sich Risse im Gemäuer an Kirche und Pfarrhaus gezeigt, die auf Einwirkungen des Bergbaus zurückzuführen waren. Die Zeche Hamburg war zur Schadenersatzleistung bereit, über deren Höhe man sich jedoch nicht einigen konnte. Ein Prozess, der durch die Instanzen ging, wurde schließlich durch Reichsgerichtsurteil vom 24. Juni 1895 entschieden: Die Kirchengemeinde bekam ihr Recht und enthielt als Schadensersatz 15.210,28 Mark (mit Zinsen).

An einem Aprilsonntag 1897 zersprang die große Glocke beim Läuten zum Gottesdienst und musste umgegossen werden.

Seit Dezember 1897 hatte die Gemeinde mit dem „Vereinshaus“, dem heutigen Gemeindehaus an der Ecke Hamburgstraße / Märkische Straße, endlich auch ein Domizil für die umfangreiche Gemeindearbeit.

1899 war ein Jahr großer Reparaturen an der Kirche: die Orgel wurde umgebaut, Kirchenschiff und Turm wurden teilweise neu eingedeckt, die Nordfenster erhielten neue schmiedeeiserne Fensterrahmen, Gasbeleuchtung kam nun auch auf die Empore, in den Chorraum und neben die Kanzel.

1902 wurden die Bürgersteige rund um die Kirche mit Platten belegt. Das äußere Ansehen der Kirche gewann dadurch, daß der Kirchplatz mit einer Mauer aus Sandsteinquadern und reich verzierten kunstschmiedeeisernen Gittern eingefriedet wurde.

Bei der Roburit-Explosion am 28. November 1906 verloren 42 Menschen das Leben, darunter auch 4 Annener. Aus diesem Anlaß wurde in der Kirche von 1907 bis 1911 jährlich ein Buß- und Dankgottesdienst gehalten, von da an über einige Zeit alle 5 Jahre.

Im Jahre 1911 hatte sich die Zahl der Gemeindeglieder auf 9.600 erhöht. Das Konsistorium selbst bot an, für Annen eine dritte Pfarrstelle zu errichten und war auch bereit, die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Doch die Repräsentation (das war das kirchengemeindliche Entscheidungsorgan) lehnte das Angebot ab, so dass es bis 1952 bei zwei Pfarrstellen für die ständig wachsende Gemeinde blieb.

Während des 1. Weltkriegs kam man zu regelmäßigen Betstunden zusammen. 309 gefallene Gemeindeglieder waren zu beklagen. Am 13. September 1925 wurde in der Kirche ein Ehrenmal zum Gedenken an sie eingeweiht, das 1929 durch das Bild des sinkenden Petrus – ein Werk des Malers Hasenkamp aus Düsseldorf – ergänzt wurde. Nur dieses Gemälde vorne rechts im Kirchenschiff ist von dem Ehrenmal übriggeblieben.

1917 waren die große und die kleine Glocke abgenommen und im Vorraum zerschlagen worden, weil das Material für den Krieg gebraucht wurde. Die mittlere Bronzeglocke war erhalten geblieben, wurde aber verkauft, als die Kirche bereits 1919 ein neues Dreiergeläut aus Gussstahl erhielt, hergestellt beim Bochumer Verein. Die große Glocke (Schlagton h° + 2) bekam die Inschrift „EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT!“, die mittlere (Schlagton d´ + 0) erhielt das Wort „GOTT WAR MIT UNS; IHM SEI DIE EHRE!“ und die kleine (Schlagton fis´ – 3) den Text „LAND, LAND, LAND, HÖRE DES HERRN WORT!“

1925 wurde der Innenanstrich der Kirche erneuert, 1928 eine neue Heizungsanlage eingebaut und 1936 eine elektrische Läuteanlage installiert.

Nachdem schon jahrzehntelang außer in der Kirche auch in der Schule der Großen Borbach Gottesdienst gefeiert wurde, bekam der Annener Süden mit dem „Evangelischen Borbachheim“ ein eigenes Haus für Gottesdienste und Gemeindegruppen: am 15. Juli 1928 wurde der Neubau eingeweiht.

Zu Beginn des 2.Weltkriegs wurde der gesamte Keller unter der Kirche um einen Meter ausgebaggert, damit er in den folgenden Jahren als Luftschutzraum dienen konnte. Nach dem Krieg mussten darin wegen der Wohnungsnot sogar einige Familien unterkommen – zum Glück nur für kurze Zeit; denn die Luft im Keller war und ist feucht. Später fand Jugendarbeit im Kirchenkeller statt, aus Sicherheitsgründen kann er heute nur noch als Lagerraum genutzt werden.

Nach dem 2. Weltkrieg konnte an der Ardeystraße ein Gemeindezentrum mit einer Kirche gebaut werden. Diese wurde am 12. Oktober 1958 eingeweiht und erhielt den Namen „Friedenskirche“. Damit wurde es nötig, auch der alten Annener Kirche einen Namen zu geben – sie heißt seitdem „Erlöserkirche“.

1952 war die dritte Pfarrstelle der Gemeinde gegründet worden, und 1960 wurde die vierte beschlossen. Seitdem bildeten die Pfarrbezirke 2 und 4 den „Friedenskirchbereich“ und die Pfarrbezirke 1 und 3 den „Erlöserkirchbereich“.

Zeigt ein Foto von ca. 1950 noch den alten Altar mit seinem großen Christusbild, die alten Chorraumfenster, die Bemalung der Wände mit Ornamenten und die Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe.“, so verschwanden diese bei der Renovierung von 1954. Die Kirche erhielt einen helleren Anstrich, eine andere Beleuchtung, den heutigen Altar und die jetzigen Chorraumfenster, die links und rechts die Symbole für die vier Evangelisten darstellen (Mensch: Matthäus; Löwe: Markus; Stier: Lukas; Adler: Johannes). Das mittlere Fenster zeigt den auferstandenen Christus, der segnend die Hände mit den roten Wundmalen erhebt, auf dem Hintergrund von drei Farbkreisen, die drei Farben des Kirchenjahres entsprechen (violett: Vorbereitung, Buße, Passion; grün: Epiphanias- und Trinitatiszeit; rot: Pfingsten, Kirchenfeste, Konfirmation).

1966 wurde der ganze Turm der Erlöserkirche neu mit Schiefer eingedeckt; zudem erfolgte eine gründliche Erneuerung der tragenden Holzkonstruktion, insbesondere der Spitze. Die einmal vorhandene Einrüstung des Turms nutzte die Gemeinde, um die defekte und konstant störanfällige Turmuhr einschließlich der Zifferblätter durch eine neue zu ersetzen. Auch das Mauerwerk des Turms wurde genau kontrolliert und nachgefugt. Die Gesamtkosten dieser Arbeiten betrugen 50.000 DM.

Im Jahre 1968 erhielt die Erlöserkirche eine neue Orgel, deren Prospekt in seinen Farben bereits auf eine spätere Innenraumausstattung der gesamten Kirche abgestimmt wurde. Das Instrument wurde von der Firma Führer aus Wilhelmshaven gebaut und hat auf drei Manuale und Pedal verteilt 31 klingende Register mit rund 2000 Pfeifen.

Das Kirchendach wurde 1972/73 neu gedeckt, allerdings nicht mehr mit Natur-, sondern mit Kunstschiefer. Hinzu kamen neue Regenrinnen und Fallrohre aus Kupfer. Die Gesamtkosten betrugen 100.000 DM.

1979 bekam die Erlöserkirche einen neuen Innenanstrich; zugleich wurde die Beleuchtung verbessert.

In den Jahren 1995 bis 1997 musste der Turm gründlich saniert werden: u.a. wurden drei Decken eingezogen und Anker im Mauerwerk ausgetauscht, die fäulnisgeschädigte Balkenlage des Turmhelms erneuert, Fehlstellen im Mörtel- und Steinbereich ergänzt, Mörtelfugen ausgekratzt und neu verfugt, die Treppen und Leitern aus Holz durch verzinkte Stahltreppen mit Zwischenpodesten und Leitern aus Leichtmetall ersetzt, Dachreparaturarbeiten ausgeführt und die Blitzableiteranlage vom Turmhelm außen herunter erneuert.

Da die Stahlglocken von 1919 insgesamt zu schwer und auch die Schwingungen der mittleren und vor allem der kleinen Glocke für den Turm schädlich waren, wurden diese 1997 abgenommen und vor der Kirche in der von dem Wittener Künstler Manfred Seils entworfenen Weise aufgestellt. Die beiden Stahlglocken wurden durch 3 kleinere Bronzeglocken, 1996 bei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen, ersetzt. An die Stelle des bisherigen Glockenstuhls aus Metall trat ein zweiteiliger aus Holz.

Im Hinblick auf die Inschriften der Glocken wollte das Presbyterium das Gesangbuch, die Bibel und die reformatorische Tradition berücksichtigen:

Auf der großen (Sonntags-) Glocke (Schlagton g´, 770 kg) steht: „+ GOTT IST GEGENWÄRTIG + LASSET UNS ANBETEN UND IN EHRFURCHT VOR IHN TRETEN.“ Die mittlere (Bet-) Glocke (Schlagton a´, 590 kg) trägt die Inschrift: „+ DEIN WILLE GESCHEHE + WIE IM HIMMEL + SO AUF ERDEN“. Und auf der kleinen (Sakraments-) Glocke (Schlagton h´, 460 kg) ist zu lesen: „ALLEIN CHRISTUS + ALLEIN AUS GNADE + ALLEIN DURCH GLAUBEN + ALLEIN DIE SCHRIFT“.

Die Bronzeglocken erklingen als das „Normalgeläut“; an besonderen Festen kommt der dunkle Ton der verbliebenen großen Stahlglocke dazu. Am Sonntag, 24.08.1997, wurde das alt-neue Vierer-Geläut im Rahmen eines Turmfestes zum Abschluss der Turmsanierung in Gebrauch genommen.

Die Gesamtkosten für die Turmsanierung einschließlich der neuen Glocken beliefen sich auf 1.241.000 DM (+ 150.000 DM Glocken).

Die hohen Unterhaltskosten und anstehende Reparaturaufwendungen haben nun zu dem Beschluss geführt, das Gemeindezentrum in der Märkischen Straße zu verkaufen und an der Erlöserkirche einen Anbau für die vielfältige Gemeindearbeit zu errichten.

Die Friedenskirche an der Ardeystraße wurde am 12. Oktober 1958 eingeweiht. Die Fensterfront zur Südseite taucht den Kirchenraum in helles, warmes Licht. Die neue Verstärkeranlage lässt eine große Variationsbreite von Sprech- und Musikbeiträgen zu. Induktionsschleifen erleichtern Hörgeräteträgern das Hören. An der Nordseite hängt das im März/April 2003 entstandene Passionsbild des Wittener Künstlers Manfred Seils.

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